Caesar multum in plus.

Just erhielt ich einen Kommentar auf meinem alten Blog. Ich habe einen offensichtlich ironischen Artikel dazu geschrieben, warum man Atomkraft nicht abschaffen sollte. Ein Kommentator war ziemlich dumm und hat das nicht verstanden, ein anderer war weniger dumm hat es aber offenbar auch nicht verstanden, das nahm ein Atomkraftbefürworter zum Anlass, sich negativ über Atomkraftgegner auszulassen.

Nun, ich bin ein Atomkraftgegner, zumindest momentan. Und ich behaupte zwar nicht, dass ich besonders schlau wäre, aber auf dem Niveau des besagten Kommentators will ich mich nicht befinden.

Jetzt könnte also ein Zweifler die Existenz von Atomkraftgegnern mit denen man nicht verglichen werden will also als Anlass nehmen, für Atomkraft zu sein. Nun, es gibt durchaus auch Atomkraft-Befürworter, mit denen ich nicht verglichen werden will. Diese sind für mich aber kein Argument gegen Atomkraft.

Das Problem ist ein Generelleres: Die Atomkraft-Gegenbewegung ist nach wie vor eigentlich eine kleine, alternative Bewegung, die sich gegen das Establishment stellt. Sie bekam durch Tschernobyl ein wenig Aufwind, hier war eine Angst in der Bevölkerung gegeben, aber das ist jetzt mehr als zwei Jahrzehnte her - auch die Gegner von Ölbohrinseln bekamen aktuell Aufwind, auch das wird sich schnell wieder legen.

Es handelt sich hier jedenfalls um Überzeugungen von Minderheiten, die sich gegen das Establishment stellen. Überzeugungen, für die man nicht viel Verstand braucht, um für sie einzutreten, da das Ziel einfach ist und im Grunde jedem plausibel gemacht werden kann.

Sucht nun ein weniger verständiger Mensch nach einer Erfüllung seines Lebens, die ihm Anerkennung in irgendeiner Form bringt, so ist es nur plausibel, dass er sich, wenn er auf sie trifft, auf eine solche Gruppe einlässt. Sie richtet sich gegen das Establishment - man hat viele Feinde. Sie ist eine Minderheit - man muss sich innerhalb der Gruppe nur gegen Wenige behaupten, erreicht also einfacher einen hohen Status, und kann sich gleichzeitig dem Rest der Bevölkerung überlegen fühlen.

Ich vermute zwar, dass es bei Anhängern etablierter Meinungen genausoviele Menschen dieser Sorte gibt, aber sie kommen eben nicht so oft zu Wort.

Ich halte es jedenfalls für gefährlich, Ansichten nach deren Anhängern zu beurteilen. Ich rede bewusst von Ansichten - nicht von Parteien oder Vereinen. Vielleicht ist es bei Themen wie Atomkraft nicht gefährlich, denn selbst wenn es ein Reaktorunglück geben sollte, wäre das nicht das Ende unserer Gesellschaft (nur der qualvolle Tod eines beträchtlichen Teils davon und die Steigerung des Risikos diverser Krankheiten). Aber beim Rechtsextremismus sehe ich zum Beispiel die Gefahr: Er wird oft deshalb verurteilt, weil die Menschen die ihm angehören oft in der Öffentlichkeit ein ziemlich assoziales Bild abgeben. Diese Art der Argumentation ist aber nicht nachhaltig.

Selbst nachdenken ist das Wichtige.

Ich verzichte bewusst auf eine Auseinandersetzung mit dem Thema Atomkraft. Es geht hier um etwas viel Grundsätzlicheres.