Denken ist nicht gut. Deshalb ist es auch nicht sonderlich weit verbreitet.

Ernsthaft, ich hatte jetzt in den letzten Tagen so viele Nervigkeiten die damit zusammenhängen, wie dämlich die Standards und Software um E-Mails herum sind.

Ich hab mir die betreffenden RFCs nicht durchgelesen und will auch nicht sagen dass SMTP, POP und IMAP irgendwie schlecht wären, ich schließe es aber auch nicht aus. Das größte Problem beim Mailverkehr scheint aber der Spam zu sein, und die Angst davor, und die Unfähigkeit sinnvolle Methoden dagegen zu suchen.

Ein älterer Mensch, der das Aufkommen der E-Mails noch miterlebte, sagte, früher gab es protokollbedingt keine Garantie, dass eine gesendete Mail jemals ankam, zwischenzeitlich hat man dies behoben, aber seit Spamfilter aufkamen haben wir das Problem wieder. Und ja, die meisten Mails die irgendwer "nicht bekommen" hat, wurden aufgrund von Schutzmaßnahmen gegen unerwünschte Mails entfernt. Und das geht mir so auf den Senkel!

Nehmen wir zum Beispiel GMail. Dereinst hatte ich - nichtsahnend - meine Web.de-Adresse darauf eingestellt, zu GMail forzuwarden (tolles Wort, nicht wahr?). Ich hatte das Speichern einer lokalen Kopie abgestellt, da Web.de erheblich weniger große Postfächer hat, und bei mir deshalb schon mal das Postfach aufgefüllt war, weil ich nicht rechtzeitig daran dachte alte Mails zu löschen. Jedenalls hatte ich damals ein Treiberproblem mit meinem damaligen HP-Laptop, und die Leute boten mir an mir den entsprechenden Treiber (eine alte Version die sie nicht mehr zum Download anboten, ich glaube ich habe ihnen erklärt dass ndiswrapper die neue version noch nicht unterstützt und ich mit der alten zufrieden war, und die gelegentlichen WLAN-Ausfälle die der Treiber verursachte mich nicht stören) zuzuschicken. Was sie auch getan haben.

Web.de hat die Mail korrekt weitergeleitet. GMail hat den Anhang der Mail gelöscht. Denn GMail hatte (ich weiß nicht ob das immernoch so ist) eine Funktion, die .exe-Dateien und bestimmte Archive die eine .exe enthalten, löscht. Aus "Sicherheitsgründen". Äußerst zweifelhaft, vor allem da es anscheinend nicht abstellbar war. Nachdem es mich eine Menge Überzeugungsarbeit gekostet hat, einen technischen Support davon zu überzeugen, mir eine verbuggte Treiberversion zu schicken, hat mich das natürlich besonders gefreut.

Auf der Suche nach einer sinnvollen Möglichkeit für mein Problem, relativ viele Mailadressen zu haben und zu unifizieren, stieß ich zwischendurch auf einen Jabber-Dienst der auch Mailweiterleitungen erlaubt. Auch hier gingen Mails verloren. Ich wies meinen Web.de-Account nichtsahnend an, Mails dorthin zu forwarden, doch die Policy des Mailservers war es, weitergeleitete Mails nicht zu senden. Die Begründung war irgendwie, dass Spamverteiler häufig Weiterleitungen faken. Genial.

Mailweiterleitungen sind sowieso genial. An meiner Uni zum Beispiel gab es zwischendurch die Möglichkeit, eine Mailweiterleitung einzurichten. Und einige Studenten waren so schlau, die Mailweiterleitung auf die Uni-Mail-Adresse zu setzen, sodass die Mails in einer (theoretisch unendlichen, praktisch maximal 10stufigen) Weiterleitungsschleife gefangen waren - was an einer missverständlichen Formulierung lag. Gut, das ist nicht die Schuld irgendeines Protokolls, aber ich sage mal, es hat einen Grund dass man die Nutzer eines Systems nicht zu sehr dort eingreifen lassen sollte, zumindest nicht ohne entsprechende Hürden.

Dann Mailinglisten. Da kann einem echt schlecht werden was da alles von verrotzten nicht brauchbaren Alibi-Listenarchiven bis zu versehentlichem Thread-Hijacking passiert. Dass Mailinglisten eine der beliebtesten Arten sich mit anderen Leuten über irgendein Softwareprojekt zu unterhalten zu sein scheinen ist mir ein Rätsel. Man kommt damit aus, aber es ist eine doch recht unpraktische Weise - und dabei ist die Anmeldung nicht wirklich einfacher als in einem beliebigen Forum. In Mailinglisten gelten zwar Gepflogenheiten, aber so richtige Formatierungsregeln, etc., gibt es dann doch nicht, genausowenig Möglichkeiten Code wirklich sinnvoll einzufügen, etc. - viele Mailinglisten haben außerdem in ihrer Standardkonfiguration das Zurückweisen von Mails mit Anhang, und ich habe sogar schon Mailinglisten gesehen die Mails rejecten die eine Antwort unter eine vollgequotete Mail schreiben, oder sich sonst irgendwie nicht an Formatierungsregeln halten.

Dann rejecten sehr viele Mailinglisten ebenfalls weitergeleitete Mails, oder Mails mit einer Reply-Adresse, obwohl man sich registriert hat und der Server ein vertrauenswürdiger Server sein sollte. Und trotz all dieser Maßnahmen schafft es immer wieder irgendwelcher Spam auf Mailinglisten, die dann die Spamfilter der User verwirren und gleich einen Haufen falschpositiver Meldungen mit sich ziehen - denn die meiste Mailinglistensoftware hat offenbar immernoch keine oder nur sehr schwache Captcha-Mechanismen, ich sehe jedenfalls, dass Foren das Problem nicht in diesem Maße haben.

Und ich sehe, dass es inzwischen viele Leute gibt, die einen nicht per Mail kontaktieren wollen, weil es so kompliziert und unsicher sei, und fragen, ob man nicht einen Facebook-Account hat. Das Vertrauen in E-Mails ist jedenfalls bei vielen Leuten nicht gegeben. Und ich finde das verständlich.