Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe.

... in einigen Belangen zumindest. Das weiß ich nicht erst seit ich diesen interessanten Artikel gelesen habe. Wozu ich gestehen muss dass ich die Studie auf die er sich bezieht nur überflogen habe, dort ist die Rede von diversen Studien die versuchen, den Begriff "Links" und "Rechts" sinnvoll zu definieren.

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist The Political Compass, der mir immernoch bescheinigt, ich wäre Linksliberal. Puh, glück gehabt. Ich lege alleridngs nicht so viel wert darauf, Linksliberal zu sein, und ich persönlich sehe nicht so richtig, weshalb "links" und "konservativ" im oben verlinkten Artikel als Gegensätze angesehen werden. Die Linke gilt zum Beispiel in einigen ostdeutschen Gebieten als konservative Partei.

Konservativ heißt doch, dass man auf alte "etablierte" Werte besteht. Und das tue ich durchaus in einigen Belangen. Und ich persönlich finde das auch nicht schlimm.

Was Energiepolitik angeht bin ich zum Beispiel konservativ. Atomkraftgegner zu sein ist zum Beispiel nichts mehr was ich als modern bezeichnen würde, es ist eher eine konservative Haltung, die ihre Ursprünge bereits in den frühen Siebzigern hatte, wenn mich nicht alles täuscht. Mir sind moderne Entwicklungen die neue Reaktoren sicherer machen egal, die Vergangenheit hat gezeigt dass man solchen Versprechungen nicht zu sehr glauben sollte, insbesondere wenn Reaktoren in privater Hand sind. Und einen Reaktor in staatlicher Hand wird es kaum geben. Genauso halte ich Mülltrennung nach wie vor für sinnvoll, trotz der guten Mülltrennungsverfahren. Weniger um die Umwelt direkt zu schützen, als mehr um den Menschen zu zeigen wie viel größtenteils vermeidbaren Müll sie produzieren. Auch das ist eine eher konservative Haltung. Dass ich zum jetzigen Zeitpunkt gegen jede Art von Gentechnik auf freiem Feld bin, auch das ist eher konservativ, und es wundert mich dass gerade die konservativen Parteien die grüne Gentechnik so drücken.

Auch die Tatsache, dass ich gegen Studiengebühren bin, und das Bachelorsystem sehr kritisch sehe, sind eher konservative Haltungen. Oder dass ich es zum jetzigen Zeitpunkt sinnlos und soger eher kontraproduktiv finde, den Religionsunterricht aus den Schulen zu streichen.

Die Haltung, das Internet frei zu halten, auch frei von Zensurmaßnahmen (wie sie gerade die konservativen Parteien gerne fordern) ist ebenfalls konservativ. Vielleicht links, aber eben auch konservativ. Die Haltung, dass Infrastruktur (Bahn, Telefonnetz) in staatlicher Hand sein sollte ist ebenfalls konservativ.

In einigen Belangen bin ich sogar eher "rechts", wenn man so will.

Ich persönlich halte zwar sicher nichts von "Kulturpflege", weil ich der Überzeugung bin, Kulturen sind etwas, was höchstens schlechter wird wenn man versucht es aktiv zu beeinflussen, aber ich halte auch - entgegen vieler selbsternannter Kosmopoliten - das Vermischen von Kulturen für nichts förderungswürdiges. Völkerverständigung ist eine Sache, und dass man von anderen Kulturen lernen kann ist ebenfalls klar, doch nach allem was ich bisher sah hat die Vermischung von Kulturen bisher eher dazu geführt, dass sich die negativen Eigenschaften beider Kulturen durchsetzen, und weniger die positiven Seiten (vermutlich weil die negativen Seiten meistens die Angenehmeren sind).

Ähnlich ist es beim mehrgliedrigen Schulsystem, das ja so viele Leute gerne abschaffen würden: Ich glaube nicht dass das wirklich mehr brächte als es schaden würde.

Soviel mal dazu. Selbstverständlich ordne ich mich selbst trotzdem eher weniger ins konservative Spektrum ein. Ich habe kein Problem mit Homo-Ehe, orientalischen Trachten, Hentai und Erstpersonschießspielen. Ich bin der Meinung das Urheberrecht ist - genau wie das Wirtschaftssystem - für den Menschen gemacht und nicht umgekehrt, und muss sich dessen Bedürfnissen unterordnen. Ich bin der Meinung, Ziel der Erziehung sollte nicht bedingungslose Disziplin vor Autoritäten sein, sondern ständiges intelligentes Hinterfragen jeder Autorität. Und ich habe kein Problem damit dass sich im Deutschen die Tempora und Kasus zurückbilden, und viele Anglizismen sich durchsetzen.

Ich habe einfach zu sehr vielen Dingen eine Meinung. Und zu einigen werde ich meine Meinung sicher im Laufe der Zeit entweder ändern oder zumindest präzisieren. Ich habe aber auch zu vielen Dingen keine eindeutige Meinung.

Dazu gehörte bis vor Kurzem die Todesstrafe, insb. auf Wunsch. Generell gehört dazu die Diskussion bezüglich mehrjähriger Gefängnisstrafen vs. einer kurzen Folter. Dazu gehört die Rechtslage zu Sodomie und Inzest. Dazu gehört Abtreibung. Dazu gehört auch die Frage, inwieweit es momentan sinnvoll ist, überhaupt nicht wählen zu gehen. Und die schwierige Frage, wie es zu rechtfertigen ist, anderen Menschen die eigenen Moralvorstellungen aufzwingen zu wollen.