Ascii-Art of the O RLY owl

Was mich lange beschäftigt hat, und noch immer manchmal beschäftigt, ist der Unterschied zwischen "Mensch" und "Tier". Menschlichkeit ist für mich etwas, das uns diverse Vorteile bringt. Die Vorteile menschlicher Intelligenz sind weitgehend unbestreitbar. Nun soll Albert Einstein aber die menschliche Dummheit als unendlich bezeichnet haben, der selbst in den Medien als einer der schlausten Menschen gehandhabt wird. Wie ist dies also vereinbar?

Man meint in beiden Zusammenhängen wohl üblicherweise etwas anderes: Dass der Mensch unter den Tieren dasjenige ist, das die größte abstrakte Intelligenz hat, und Fähigkeiten besitzt, die ihm einen schier unerreichbaren evolutorischen Vorteil gaben, ist kaum zu bestreiten, aber abstrakte Intelligenz ist nicht alles: Erfahrungen und Empathie sind wohl eher das, worauf Einstein anspielen wollte. In gewisser Weise macht uns unsere abstrakte Intelligenz erst "dumm" in diesem Zusammenhang: Obwohl wir die Fähigkeit haben, über uns selbst zu reflektieren, und gewisse Fehler nicht, oder zumindest nicht so häufig, begehen müssten, tun wir es im Kollektiv immer und immer wieder.

Hier drängt sich mir dann regelmäßig die Frage auf, inwieweit ein Mensch, der die ihm gegebenen Fähigkeiten nicht nutzt, und billigend in Kauf nimmt oder sich aktiv daran beteiligt dass man anderen Lebewesen erhebliches Leid zufügt, überhaupt einen moralisch höheren Wert hat, als eine Katze, die ihre Beute quält, weil es in ihrer Natur liegt, dies zu tun, und weil sie eben nicht diese Fähigkeit hat. Ist diese Katze nicht sogesehen moralisch mindestens gleichwertig, da sie immerhin wenigstens keine Fähigkeit die sie hätte unbenutzt lässt?

Diese Frage kam mir, als ich diesen Artikel über die Behandlung von Asylanten in der Schweiz las - beziehungsweise genaugenommen einen Kommentar darunter:

Die Schweiz ist den restlichen Europäern (...) voraus (...). Wo andere noch immer von Multikulti träumen und von Integration fabulieren, handelt die Schweiz konsequent in die einzig zukunftssichernde Richtung.

Die einzig zukunftssichere Richtung ist es also, Flüchtlinge zu internieren, und dann zu neun Zehnteln wieder zurückzuschicken? Liebe Schweiz, dann nehmt doch einfach garniemanden auf, dann machen wir uns wenigstens keine Illusionen. Aber um diesen konkreten Fall geht es mir garnicht, es gibt sicher genug Deutsche, und auch Sonstige, die diese Haltung teilen.

Es geht eigentlich immer um dasselbe. Zunächst will man die Gastarbeiterfamilien, die man sich vor ein paar Jahrzehnten ins Land geholt hat, wieder loswerden, jetzt, wo sie ihren Zweck erfüllt haben. Und dann will man keine Flüchtlinge aufnehmen, und ihnen nicht helfen. Schön ist auch ein weiterer Kommentar, in dem es darum geht, was denn der Unterschied dazu sei, Juden den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen zu verbieten, wie man es früher tat:

Ganz einfach, die Juden der 20/30er Jahre waren bestens integriert, überdurchschnittlich gebildet und vermögend und haben finanziell zum gesellschaftlichen Gemeinwohl beigetragen.

Achso. Der Fehler der Nazis war also nicht, dass sie sonstiges Gewürm ausgegrenzt haben, sondern ausgerechnet Juden, die man doch besser als Leistungsträger hätte einsetzen sollen. Gut zu wissen.

Ich wende mich indes lieber wieder meinen Katzen zu.