Das Tüpfelchen auf dem k.

Dass Oracle Sun aufgekauft hat ist sehr schade. Kein Wunder, dass es jetzt Forks der ganzen offenen Projekte von Sun gibt. Ich hoffe ja, dass diese etwas werden, und somit Oracle am Ende kräftig abgewatscht wird. Leider bezweifle ich es, wenn ich mir zum Beispiel die Kommentare von http://www.basicthinking.de/blog/2010/09/28/openoffice-entwicklergemeinde-trennt-sich-von-oracle-und-gruendet-libreoffice/ ansehe.

OpenOffice sei demnach zurückgeblieben, "Ohne Moos nichts los", etc.

Solche Aussagen finde ich immer sehr demotivierend. Ich mag zwar nicht unbedingt viel Zeug programmiert haben das in freie Projekte einging, aber ich bemühe mich trotzdem, mich wenigstens auf andere Weise daran zu beteiligen, dass freie Software bzw. offene Formate sich durchsetzen.

Ich sehe in quelloffener Software, oder noch besser in freier Software, einen Mehrwert alleine dadurch, dass sie quelloffen bzw. frei ist - nur leider scheint diese Meinung kaum mehr jemand zu teilen.

Das mag daran liegen, dass der Freiheitsbegriff und Quelloffenheitsbegriff bisher in anderen Gebieten kaum Anwendung fand. Die Baupläne einer Maschine mögen teuer zu entwickeln sein, aber bei den meisten Maschinen kann man sie recht gut reverse-engineeren, vor Allem ist die Produktion dieser Maschinen selbst meistens hinreichend teuer.

Einzig und Allein Rezepturen fielen mir ein, die dahingehend relevant wären, diverse Cola-Sorten, diverse Saucen, diverse Medikamente vielleicht. Wobei man bei denen meistens auch recht genau feststellen kann, was drin ist, nur nicht, wie viel davon.

Die Situation bei Software ist jedenfalls eine andere: Während man selbst bei einem Getränk dessen Rezeptur man kennt einen relativ großen Aufwandt hat diese anzupassen und das geänderte Getränk zu verbreiten sodass alle von der Änderung profitieren, ist das bei Software überhaupt kein Problem. Es reichen teils winzige Änderungen, ein kleiner Button, ein paar kleine Tweaks, ein anderes Datenbank-Backend, etc., um eine Anwendung für einen größeren Benutzerkreis nützlich zu machen.

Und das ist gut so: Es spart Arbeit. Es führt zwar einerseits zu einer sehr inhomogenen Struktur, andererseits setzten sich bisher für die meisten Techniken Standards durch, die auch eingehalten werden - und nicht unbedingt weniger, als das bei kommerziellen Formaten der Fall ist. Außerdem fördert es Innovationen: Jeder kann mit einem Quellcode herumexperimentieren, und vielleicht etwas ganz neues entwickeln.

Gut, dafür muss man sich auch mehr mit der Materie auseinandersetzen, und der reine Nutzer mag sich fragen, warum er sich mit den Interna von Software auseinandersetzen sollte, wo er den Rechner doch nur nutzen will. Man müsse den Rechner demnach als Werkzeug ansehen, und Software sei dann gut, wenn man mit ihr das machen kann, was man will.

So wie ich das sehe ist allerdings die Zeit, in der die Leute Computer noch wirklich als Werkzeug angesehen haben, inzwischen vorbei. Wer seinen Computer wirklich als Werkzeug ansieht, ist zum Einen grundsätzlich bereit, dessen Funktionsweise zu lernen, und hat ein Interesse an dessen Verbesserung. Nicht umsonst gab es Open Source soweit man mir erzählte bereits vor der Free-Software-Bewegung: Unternehmen setzten Software ein die Quelloffen war, und sendeten Patches zurück an deren Hersteller, die sie einpflegten - weil das Hauptinteresse eben darin bestand, das Werkzeug passender zu machen.

Nein, ein Werkzeug ist der Computer für die wenigsten Nutzer heute. Vielleicht noch für die Seniorin, die von ihrem Enkel gelernt hat, Briefe zu schreiben und zu drucken, und E-Mails zu versenden. Die Leute interessieren sich für "Benutzerfreundlichkeit" - was dieser Begriff alleridngs genau heißt, das ist nicht so genau definiert, meistens bedeutet er, möglichst wenig Denkaufwand soll notwendig sein. Ich kann eine .PDF-Datei erzeugen und per Mail verschicken - ich kann aber auch eine .DOC-Datei in meinem Mailclient mit Office-Integration erzeugen und verschicken, gut, damit vergraule ich alle Leute die kein MS Office haben (und teils auch Leute mit einem anderen Mailclient), aber es gibt mir das Gefühl, es sei "einfacher". Ich kann in meinem Browser eine URL eingeben, aber wenn es für jede größere Webseite bereits irgendwo ein Icon in einer ellenlangen Liste gibt, das ich nur anklicken muss, fühlt sich das "einfacher" an. Und selbst das ist noch zu viel. Am Besten soll man den PC anschalten können, er macht automatisch alles was man ihm sagt, denkt selbst mit, und liefert einem dann das Ergebnis.

Ein Werkzeug ist das dann nicht mehr. Ihm kommt eher die Rolle des denkenden Teils der Arbeit zu.