Those who tell the truth need an apace steed.

Ich überflog einige Meldungen, unter Anderem diese von der ARD, zum Thema Netzneutralität.

Die Provider seuseln dahin von Wegen die Netze seien überlastet von den vielen Leuten die die Dreistigkeit haben sie dann auch wirklich zu benutzen, um sich Videos anzusehen. Ein Jahrelanger Preiskampf hat dazu geführt dass wir heute Flatrates haben, und dass man in Städten 50 mbit hat, während man in einigen Gegenden noch Dial Up Verbindungen braucht. Normal sind momentan soweit ich das sehe 16 bis 20 mbit. Für Videos gerade richtig, für alles Andere für gewöhnlich Overkill. Trotzdem brauchen die ganzen modernen Uber-Anwendungen alle unbedingt Ajax-Geschwurbel und dementsprechend geht auch dafür recht viel Last drauf, für den Normalanwender mit DSL eigentlich kein Thema, für den Menschen mit Dial Up Verbindung unbenutzbar.

Während man in manchen Gebieten quasi abgeschnitten ist vom Internet, zwiebelt man in den Großstädten jetzt 50 mbit Leitungen raus - ich frage mich, wie das sein kann, wo die Netze doch so überlastet sind, dass man die Netzneutralität nicht mehr halten kann? Und ich frage mich, wie soll es dann weitergehen? Der Hunger nach mehr Bandbreite wird sicherlich erstmal nicht kleiner, zumindest solange man noch irgendwie sinnvoll ebendiese verschwenden kann. Und sobald das vorbei ist wird man dieselbe Bandbreite auch im Mobilen wollen. Irgendwann müssen die Betreiber ihre Netze also sowieso ausbauen, oder ihre Preispolitik ändern.

Ich sage es ganz ehrlich: Ich glaube den ISPs nicht, dass das ihre Motivation ist. Ich glaube, es ist reine Profitgier. Ich denke, ISPs nehmen sich hier zu ernst. Ich will von meinem Provider einen Zugang zum Internet - ich will dass er dafür sorgt, dass das Zeug was ich sende da ankommt wo es hinsoll, und ich alles bekomme was zu mir soll. Dann sollen sie mir einen Preis nennen, zu dem sie das machen. Und den muss ich dann eben bezahlen. Zum Jetzigen Zeitpunkt geht es so einfach, dass es im Grunde jeder kapieren kann.

Und trotzdem gibt es bereits ein riesiges Tarif-Wirrwarr, das man kaum mehr durchschauen kann. Was passieren wird, wenn die Netzneutralität erstmal weg ist, liegt denke ich auf der Hand: Es wird sich ein noch größeres Tarif-Wirrwarr bilden. Erstmal wird es neue "Premium-Tarife" geben für Facebook und YouTube und sonstige Netzwerke, bzw. Volumentarife mit Flatrates für "bis zu fünf Webseiten" die man (was man natürlich nur in einer Fußnote sieht) aus einer vorhandenen Liste auswählen kann. Die Content-Industrie wird sich die Hände reiben, und ähnlich wie bei den momentanen Handytarifen ebenfalls das Recht auf soundsoviele Lieder pro Monat einräumen.

Das Internet wird zu einer großen Verkaufsplattform verkommen, das was es ursprünglich war wird verschwinden. Ein paar alternative Provider wird es wohl noch geben, die werden aber vermutlich nur in den großen Städten bezahlbar sein.

Normalerweise würde ich sagen, dass das eigentlich keiner wollen dürfte und dementsprechend sich alleine aufgrund der fehlenden Nachfrage solche Tarife nicht durchsetzen werden - doch diese Haltung wird sicherlich schnell von hinreichend vielen Leuten wegpragmatisiert.